Wie funktioniert eigentlich das Wind-Ding am Heck unseres Bootes?
Unser Schiff war bei Kauf bereits mit einer Windfahnensteueranlage ausgestattet, doch bis vor kurzem hatten wir die Konstruktion am Heck lediglich mit staunender Ahnungslosigkeit betrachtet. Im Frühjahr noch im Winterlager liegend haben wir die Windfahne liebevoll gereinigt und von Millionen - ach Trillionen - achtbeinigen Bewohnern befreit, das Holz geölt und das Ruder neu lackiert. Mit Samthandschuhen wurde das doch etwas zerbrechlich wirkende Gerät wieder am Spiegel installiert.
„Was verlangt man von einer automatischen Steueranlage?
Die steuernde Person zu ersetzen, bei allen Segelschiffen, bei jeder Fahrt und jedem Wetter.“
(Auszug aus der Bedienungsanleitung unserer NAVIK Selbststeueranlage Typ A77 von Plastimo)
Dann war es endlich soweit und wir konnten unsere analogen Autopiloten testen - in bester Kim-Manier: einfach machen, eine theoretische Auseinandersetzung mit dem Thema ist auch später noch möglich. Gesagte getan… der erste Testlauf war noch etwas holprig. Also hat die Theoretikerin an Bord das Internet befragt. Sönke Roever liefert auf BLAUWASSER.DE eine wunderbare Abhandlung über die Funktionsweise von Windfahnen, woraufhin uns das Prinzip schnell klar wurde. Wir empfehlen allen, die sich mit den Grundlagen der Windfahnensteuerung auf Yachten befassen möchten, diesen Artikel zu lesen, da er neben einer sehr ausführlichen Beschreibung der unterschiedlichen Systeme auch wertvolle Tipps beinhaltet.
Zusammengefasst haben wir erfahren, dass wir eine Windfahne mit folgenden Merkmalen haben:
A: Die Windfahne nutzt das Hauptruder unseres Schiffes, d.h. sie ist mit der Pinne verbunden.
B: Wir haben eine H-Fahne, d.h. der Flügel dreht in horizontaler Achse.
C: Unser Modell hat ein Servo-Pendelruder und nutzt somit die Wasserkraft.
Punkt A war uns schon bewusst, über die Punkte B und C haben wir gelernt, dass sie ziemlich toll sind und den Einsatz beispielsweise auch bei leichtem Wind ermöglichen.
Auf zum zweiten Versuch! Jetzt musste als erstes unsere Nationalflagge am Heck weichen, da diese durch ihre Nähe zur Windfahne die Luftströmung störte, woraufhin der Flügel ungenau arbeitete und das Steuerergebnis nicht besonders gut ausfiel. Auch die Überprüfung des Ruderdrucks lohnt sich. Ist das Boot gut getrimmt und läuft ohne Ruderdruck, steuert die Anlage deutlich besser.
Wie genau funktioniert das denn nun? Im Prinzip ist es ein geniales und sehr simples System: Die Windfahne wird aktiviert, in dem der Flügel auf dem gewünschtem Kurs in den Wind gedreht wird. Sobald das Boot aus dem Wind läuft korrigiert die Windfahne über eine Mechanik, die auf das Ruder wirkt, das Boot zurück auf den eingestellten Kurs. That‘s it!! Wahnsinn, oder?!?
Bei moderatem Wind rauschten wir mit 6 bis 7 Knoten durchs Wasser, ohne selbst die Pinne bedienen zu müssen. Wir sind begeistert, dass wir mit unserer NAVIK-Windfahne eine zuverlässige und völlig unabhängige Alternative zu dem elektrischen Autopiloten haben, mit der nur noch das Rauschen von Wind und Wellen zu hören ist.
Und wie sieht es bei euch aus? Habt ihr auch eine Windfahne, ist dies schon langer euer Traum oder haltet ihr Windfahnensteuerungen für überflüssig und altmodisch?
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