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Wir reparieren uns sie französische Atlantikküste entlang

  • Autorenbild: Sailing Mana
    Sailing Mana
  • 28. Aug.
  • 7 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 29. Aug.


Ursprünglich wollten wir uns noch vor der Abreise in den Niederlanden um das Unterwasserschiff kümmern. Doch zwischen Wohnungsauflösung, Abfahrt-Organisation und schlechtem Frühlingswetter schoben wir die Arbeiten auf später – in der Hoffnung, dass sich irgendwann ein besserer Moment in wärmeren Gefilden ergeben würde.

Doch schnell merken wir, dass wir nicht zu lange warten dürfen. Mana wird durch einen schnell wachsenden Flaum am Rumpf immer langsamer, das Manövrieren im Hafen ist schwerfälliger als vorher. Wir bieten spektakuläres Hafenkino, aber das ist gar nicht unsere Absicht. Es muss dringend etwas passieren, damit wir wieder zuverlässig durchs Wasser gleiten.



Boxenstopp in Brest


Ende Juni legen wir deshalb einen Arbeits- und Organisationsstopp in Brest ein. Drei Tage lang steht Mana an Land: Antifouling erneuern, Anoden austauschen, Motor und Propeller checken, Ersatzteile besorgen. Wir leben in dieser Zeit im aufgebockten Boot, reinigen, schleifen, streichen und polieren, bis Manas Unterwasserschiff wieder richtig gut aussieht.


Wir begutachten auch unseren alten Propeller. Eine Neuanschaffung stand im Raum, von der wir uns mehr Wendigkeit erhofften. Schließlich behalten wir das alte Schätzchen – frisch geschärft. Der Rope Cutter war zuvor stumpf, sodass sich ständig Seegras um die Schraube wickelte. Kim tauchte fast täglich, um die Knäuel abzuzupfen. Seit der Cutter wieder scharf ist, schneidet er das Seegras mühelos – und wir Motoren deutlich entspannter.


Die Marina Moulin Blanc können wir absolut empfehlen: Hier gibt es alles, was man fürs Refit braucht – von professionellen Servicebetrieben bis hin zu gut sortierten Zubehörläden. Dazu kommen hilfsbereite, freundliche Menschen. Und: die besten Muscheln der bisherigen Reise. Ein Refit-Stopp in Frankreich lässt sich wirklich genießen.


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Gerissene Segel


Generalüberholt verlassen wir Brest, gut gelaunt und voller Vorfreude auf die kommenden Etappen. Doch schon nach wenigen Meilen folgt der Dämpfer: In einer Halse reißt das Großsegel – ein großer horizontaler etwa drei Meter langer Riss zwischen dem 1. und 2. Reff teilt es fast in zwei Teile.


Wir nehmen das Malheur zunächst gefasst, binden das zweite Reff ein und segeln so bis Morgat, unserem Tagesziel. Vor Anker macht sich dann aber doch Frust und Ernüchterung breit.


Schnell gestehen wir uns ein: Das Segel ist nicht mehr zu retten. Eine Neuanschaffung ist unausweichlich – aufwendig und kostspielig. Wir erfahren, dass unsere Segel vermutlich noch aus der Erstausstattung stammen, also rund 40 Jahre alt sind. Ein Wunder, dass sie so lange gehalten haben.


Da auch die Genua schon mehrfach geflickt wurde – zuletzt auf Guernsey, wo der Segelmacher bereits Zweifel anmeldete – entscheiden wir, beide Segel zu erneuern. Lieber jetzt, am Anfang unserer Reise, als später irgendwo ohne Infrastruktur. Vor Anker hatten wir Zeit und Ruhe, über alles nachzudenken. Und schließlich fühlten wir uns bereit, eine Entscheidung zu treffen, mit der es uns jetzt spürbar besser geht.

Das tut finanziell gerade zwar weh – aber langfristig wird es sich lohnen und sich auch spürbar positiv auf unsere Performance auswirken.


Wir holen drei Angebote ein. Preislich und von den Lieferfristen her nehmen sie sich kaum etwas. Am meisten überzeugt uns die schnelle, freundliche Kommunikation von Apollo Sails. Gefertigt werden die Segel in Danzig – für uns ideal, da sie uns zugeschickt werden können, während wir weiterreisen und nicht an einem Ort abwarten müssen.



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Mission Impossible in Concarneau


Der 14. Juli ist ein großer Feiertag in Frankreich, doch wir müssen uns nun dringend um unsere Segel kümmern. Mit einem Segelmacher in Deutschland haben wir telefonisch schon alles im Detail besprochen. Wir vermessen unsere Genua und schicken die Daten und viele Fotos nach Deutschland. Mit den Infos wird dann das neue Segel gefertigt.

Das Großsegel ist etwas komplexer, weshalb er das alte Segel gerne als Vorlage in der Segelmacherei hätte. So sparen wir uns das Vermessen des Segels, müssen es aber auf den Weg nach Polen schicken.

Was einfach klingt, entpuppt sich fast als Mission Impossible.



Schritt 1: Karton finden


Zunächst müssen wir einen Karton in geeigneter Größe auftreiben. Wir fragen im Hafen und in einem Nautic-Shop. Leider werden alle Kartons immer direkt nach Anlieferung entsorgt. Der sehr freundliche und hilfsbereite Mitarbeiter im Nautic-Shop bietet jedoch an, uns anzurufen, sollte er einen geeigneten Karton haben und diesen vor der Entsorgung retten können.


Wir finden jedoch kurze Zeit später in einem Müllcontainer am Hafen einen stabilen Karton, der passt. Dass er an einer Stelle ölgetränkt ist, macht nichts – wir müssen ihn eh zurechtschneiden, und die Stelle wird sauber entfernt.



Schritt 2: Paketshop finden


Nachdem diese erste Challenge bewältigt wurde, machen wir einen Shop aus, von dem mit UPS und GLS Pakete versendet werden. Perfekt! Eigentlich … denn wir müssen noch an ein Versandlabel kommen.



Schritt 3: Versandlabel – oder: das eigentliche Abenteuer


Die Internetrecherche verläuft erfolglos und wir beschließen, einfach dorthin zu fahren – in der Hoffnung, dass vielleicht im Shop ein Label generiert werden kann. Also wieder ins Hafenbüro, diesmal mit der Bitte, uns ein Taxi zu bestellen. Dieses bringt uns und unser Segel dann zum auf der anderen Seite des Hafens und der Stadt gelegenen Intermarché, in dem sich das Lotto-Geschäft mit Paketshop befindet.


Dort angekommen, müssen wir jedoch feststellen, dass wir vor Ort kein Versandetikett bekommen. Wir müssen es selbst online generieren – war eigentlich klar – und können das Paket dann nur dort abgeben. Die Dame im Shop ist allerdings sehr hilfsbereit und geduldig. Etwa zwei Stunden lang versucht sie mit uns, die Aufgabe zu erledigen – und bedient immer wieder mit viel Herzlichkeit neue Kunden. Wir können ja nicht das ganze Geschäft lahmlegen.


Das Problem: Wir haben inzwischen sowohl einen GLS- als auch einen UPS-Account angelegt, doch das System denkt immer, wir wollen von Deutschland nach Polen versenden. Wir stehen ja aber in Frankreich. Auf Rat einer Kundin erstellen wir einen weiteren Account über den Drittanbieter Eurosender.


Hier kommen wir auch weiter und können angeben, dass wir von Frankreich nach Polen verschicken möchten – doch leider kann, anders als auf der Webseite dargestellt, kein Versanddienstleister ausgewählt werden. Und plötzlich haben wir ein Versandlabel von FedEx und eine Abholung an einer französischen Adresse, wo das Paket gar nicht steht. Fragt bitte nicht, wie das passiert ist.


Die Shop-Mitarbeiterin klemmt sich noch dahinter und ruft bei Eurosender an. Da dort niemand mehr arbeitet, schickt sie eine Anfrage mit der Bitte, dass das Paket bei ihr im Shop abgeholt werden soll. Wir tauschen Kontaktdaten aus und lassen – mit einem mulmigen Gefühl – unser Paket bei ihr im Shop, der auch kurz danach schließt. Feierabend …

Am nächsten Morgen kontaktieren wir selbst nochmal den Kundenservice und erfahren: FedEx würde das Paket nur an einer privaten Wohnadresse oder in einem FedEx-Shop abholen – aber nicht in einem anderen Geschäft.

Einen FedEx-Shop mit Drop-off-Funktion gibt es in der Nähe aber nicht. Außerdem steht unser Segel ja noch im UPS Access Point im Intermarché.



Wieder auf Anfang


Also stornieren wir die Sendung und fangen von vorne an. Über die Webseite JUMiNGO gelingt es schließlich, ein neues Label – diesmal von UPS – zu bestellen. Warum es bei UPS direkt nicht ging bzw. wir den Vorgang wieder abgebrochen haben, erspare ich euch hier. Nur so viel: Es war zu kompliziert.


Ein Mitarbeiter im Hafenbüro ist so freundlich und druckt das neue Versandlabel aus, und wir düsen mit geliehenen Fahrrädern vom Hafen zum Paketshop.

Hier hat heute eine andere Mitarbeiterin Dienst. Sie ist informiert und ebenfalls freundlich und engagiert. Wir kleben unser Label auf und sie scannt es ein. Wir sind glücklich!


Bis das Erstellen der Bestätigung, dass wir das Paket im Shop abgegeben haben, nicht funktioniert. Wir versuchen es immer wieder, doch es klappt nicht. Sollen wir einfach so gehen? Stimmt mit dem Label doch etwas nicht?

Wir telefonieren mit JUMiNGO, während die Dame parallel mit UPS telefoniert. Nach einer gefühlten Ewigkeit gibt es Entwarnung: Das Paket wurde gescannt und wird vom nächsten UPS-Fahrer mitgenommen werden.


Puh … Wir radeln zurück in den Hafen und atmen erst mal auf. Kurz darauf können wir in der Sendungsverfolgung sehen, dass unser Segel tatsächlich unterwegs ist. Wir gönnen uns ein Mittagessen in der Crêperie, denn wir haben beide den ganzen Tag noch nichts gegessen.


Das Paket soll nach nur zwei Tagen in Danzig ankommen. Damit hat die Erstellung eines gültigen Versandlabels genauso lange gedauert wie die eigentliche Reise des Pakets.


Aber: Mission accomplished!

Anmerkung: Es gibt keine Fotos von der Paket-Odyssee – zum Fotografieren blieb uns keine Zeit!



Wir haben in den letzten Tagen wieder einmal zu 100 % am eigenen Leib erlebt, wie sehr wir als Reisende an sich – und als Segelnde im Speziellen – auf die Hilfe fremder Menschen angewiesen sind. Alles, was zu Hause nebenbei oder in gut organisierten Abläufen geschieht, wird im Ausland schnell zur echten Herausforderung. Sprachbarrieren inbegriffen.

Gleichzeitig erleben wir hier in Frankreich eine beeindruckende Hilfsbereitschaft und viel Verständnis. Eine Erfahrung, die uns berührt.




Manas neue Kleider


Von der Île d’Yeu segeln wir nach Les Sables-d’Olonne, größtenteils wunderbar unter Parasailor. Ab 5 Knoten Wind steht er stabil und bringt uns fast 5 Knoten Fahrt bei nur 6–7 Knoten Windgeschwindigkeit. Gegen Nachmittag frischt der Wind auf, und wir stellen fest: 15 Knoten Wind sind für den Parasailor unsere persönliche Obergrenze. Bei mehr Wind fühlt es sich nicht mehr gut an – das große Segel ist dann in den Böen schwer zu bändigen.




Im Port Olona in Les Sables erreichen uns schließlich unsere neuen Segel – genau vier Wochen nach dem Riss. Aufgeregt – aber auch mit einem leicht mulmigen Gefühl („Ob wirklich alles passt?“) – öffnen wir die großen Pakete. Die neuen Segel sind strahlend weiß, das noch steife Tuch knistert und raschelt verheißungsvoll.

Zuerst schlagen wir das Großsegel an. Alles passt auf Anhieb: Die Mastrutscher laufen, die Reffs lassen sich problemlos einbinden, und auch sonst entdecken wir beim genauen Hinsehen nichts, das nicht passen würde.

Auch die Rollgenua lässt sich gut einfädeln und hochziehen. Und was uns zudem sehr freut: Der neue UV-Schutz erspart uns endlich das lästige Überziehen der Persenning nach jedem Törn.


Die ersten Etappen mit den neuen Segeln überzeugen uns, dass wir die richtige Entscheidung trafen, als wir uns für neue Segelgarderobe entschieden. Die Segel stehen gut und flattern nicht. Mana läuft dadurch stabiler und ruhiger … und auch ein wenig schneller als zuvor. Nach gut 40 Jahren hat sie sich diese neue Garderobe redlich verdient. Nun geht es im neuen Kleid in Richtung Spanien.



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